„KARNEVAL Karneval
Eine intermediale Literatur-Kunst-Theater Performance
Theater Fleetstreet Hamburg, 19. Januar 2007 (ca. 19 – 2 Uhr)
Den Hintergrund des Projekts bildet der 1953 verfasste 1500-Seiten-Roman „Karneval des ungarischen Autors Béla Hamvas – ein Werk, das sich in die zehn wichtigsten europäischen Bücher der Moderne einreiht, vergleichbar mit dem „Ulysses oder „Zauberberg.
Geschrieben hat der manisch produktive Autor in einer Holzhütte auf einer Baustelle – er war, wie so viele Intellektuelle, Künstler und Akademiker während der sowjetsozialistischen „Kultursäuberung, von Budapest in die Provinz verbannt worden. Auf besagter Baustelle war er für die Materialausgabe zuständig. In der Zeit, die ihm daneben blieb, verfasste er nicht nur sein Hauptwerk „Karneval, sondern bis zu seinem Tod 1968 insgesamt 80.000 Seiten. Zu Lebzeiten verwahrte Hamvas alles in seiner Bettschublade, nichts davon wurde veröffentlicht. Erst Mitte der 80er Jahre entdeckte man Hamvas literarisches Vermächtnis, er wurde zum meistgelesenen Autor Ungarns.
Der Roman „Karneval ist eines der wichtigsten Werke nicht nur der ungarischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Das Grundmotiv und zugleich der Hauptfaden des Romans ist die Suche nach sich selbst. Nicht umsonst gilt Hamvas seit diesem Werk in Ungarn als der Begründer eines neuen Genres: des Initiationsromans. Als Hilfsangebot zur Orientierung im Chaos des Seins verleiht er dem Geschehen in der Welt einen möglichen Sinn. (Zoltán Danyi)
Die Initiatoren des Hamburger Projekts "KARNEVAL Karneval", Gabor Altorjay (Regisseur und Drehbuchautor) und Carsten Dane (Theatermusiker und –regisseur), sind zugleich Übersetzer dieses kolossalen literarischen Vermächtnisses aus dem Ungarischen ins Deutsche. Warum haben sie sich dieses Mammutprojekts angenommen? „Es ist untragbar, dass dem deutschsprachigen Lesepublikum die Orientierung im Jenseits kollektiv verwehrt bleibt. Vom Diesseits ganz zu schweigen, so Altorjay und Dane über ihre Motivation.
Ideelle Unterstützung fanden sie im deutschen Kulturbetrieb – Leseproben aus dem Roman sprachen bekannte Akteure ein wie Intendant Jürgen Flimm, Klaus Zehelein (Direktor des Stuttgarter Opernhauses), die Schauspieler Hans Kremer, Martina Schiesser, Harald Maack und Melanie Kretschmann, sowie der Kulturhistoriker Felix Grassmann. (Zu hören auf der Website, die einen umfassenden Einblick in das Projekt bietet: www.hamvaskarneval.mediatransform.de). Das intermediale Projekt bietet eine Plattform, Übersetzungsarbeit nicht nur sprachlich zu leisten, sondern auch in den „Heimatmedien der Übersetzer: in Musik, Film, Hörspiel und Theater, Event & Enviroment.
Unter Mitwirkung ungarischer bildender Künstler (wie feLuggossy László, Janos Vetö und Tamás Szentjoby), die eigenständige Beiträge in die Performance hinein tragen, wird der kürzlich fertiggestellte erste Übersetzungs-Band von knapp 500 Seiten am 19. Januar 2007 im Hamburger Theater Fleetstreet Theater präsentiert, naturgegeben in einer Marathon-Veranstaltung – mit einer Länge von sieben Stunden.
Das Theater lassen Altorjay und Dane dann auf mehreren Ebenen simultan bespielen, u.a. in der nachgebauten Holzhütte Hamvas und auf mehreren Plattformen. „Wir arbeiten an einer rauschartigen Inszenierung, so Gabor Altorjay: „der Zuschauer soll für ein paar Stunden auf der Arche Noah mitschwimmen und so der Sintflut entwischen. Wer nicht kommt, geht unter!
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